Druckverteilung beim Westernsattel: So vermeiden Sie Satteldruck

Ein Sattel sorgt für besseren Halt auf dem Pferd. Und bietet dem Reiter wesentlich mehr Sitzkomfort als der oft recht knochige Pferderücken. Aber der wichtigste Grund, warum seit Jahrhunderten alle Reitkulturen Sättel verwenden, hat mit der Pferdegesundheit zu tun: Die bessere Druckverteilung durch dieses Hilfsmittel schont die empfindliche Pferdeanatomie.

Druckverteilung beim Westernsattel

Ohne Sattel reiten? Das ist nicht wirklich „natürlich“.

Wussten Sie, dass der ohne Sattel über die Prärie sprengende Indianer so ziemlich ein Westernfilm-Mythos ist? Tatsächlich waren Sättel bei Indianerstämmen, die Pferde nutzten, durchaus üblich und geschätzt. Bereits aus dem 18. Jahrhundert gibt es etliche Berichte über die in Indianerkulturen weite Verbreitung baumloser Sättel aus mit Leder überzogenem Tierhaar sowie von Sätteln mit Holzbaum, die spanischen Sätteln nachempfunden waren.

Denn: Ohne Sattel reiten ist – wenn Sie nicht gerade ein Fliegengewicht sind – wirklich nicht gut für Ihr Pferd. Wenn Sie ohne Sattel auf dem Pferderücken sitzen, lastet der größte Teil Ihres Gewichts auf Ihren beiden Gesäßknochen (je nachdem, wie Sie einsitzen, tragen einen gewissen Teil auch die Oberschenkel). Die Gesäßknochen üben nun ganz nahe rechts und links der Wirbelsäule des Pferdes einen erheblichen punktuellen Druck aus – und das ist, pferdeorthopädisch gesehen, ganz und gar keine günstige Situation.

Das Reiten mit Sattel schafft hier Abhilfe. Druck ist Kraft (bzw. in unserem Fall Gewicht) pro Fläche. Entsprechend bewirkt eine Vergrößerung der Auflagefläche bei gleichbleibendem Gewicht eine Verringerung des Satteldrucks.

  • Durch seine größere Auflagefläche verwandelt der Sattel hohen punktuellen in geringen flächigen Druck. So verteilt er das Reitergewicht und entlastet den Rücken.
  • Durch den Wirbelkanal des Sattelbaums hält der Sattel die Wirbelsäule frei von Druck.

Mit Sattel reiten macht weniger Druck

Je länger ein Pferd täglich geritten wird, desto wichtiger ist es, das Reitergewicht gleichmäßig auf eine möglichst große Fläche zu verteilen. Deshalb haben Westernsättel größere Auflageflächen als die sogenannten englischen Sättel: In den Sätteln der traditionellen Arbeitsreitweisen waren Reiter meist den ganzen Tag unterwegs, während englische Sättel von Anfang an eher freizeitmäßig in Gebrauch waren.

Je größer die Fläche ist, auf die der Sattel das Reitergewicht verteilt, desto geringer ist der Satteldruck und desto rückenschonender – vor allem bei längerem Gebrauch – ist der Sattel. Die Vergrößerung der Auflagefläche ist allerdings nur in gewissen Grenzen möglich: Vorn wird die Sattellage durch die Pferdeschulter begrenzt, hinten durch die letzte Rippe. Westernsättel verbessern die Druckverteilung noch zusätzlich durch die Skirts, die einen kleinen Teil der Last behutsam auf Bereiche jenseits der Sattellage bringen.

Was ist eigentlich Satteldruck?

Zunächst einmal eine Begriffsklärung. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass der Begriff Satteldruck oft mit zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. Das kann ein bisschen verwirrend sein.

  • Zum einen ist Satteldruck einfach der Druck, den der Sattel unter dem Gewicht des Reiters (und unter seinem eigenen, bei Westernsätteln oft auch nicht ganz unerheblichen Gewicht ... und eventuell noch unter dem Gewicht von am Sattel befestigten Gepäckstücken) auf den Pferderücken ausübt. Wie oben gesagt: Druck ist Kraft bzw. Gewicht pro Fläche. So wie zum Beispiel in: „Der Satteldruck kann mit einer Satteldruckmessdecke gemessen werden.
  • Zum anderen steht Satteldruck umgangssprachlich oft auch für die durch einen nicht gut passenden Sattel verursachten Symptome. So wie zum Beispiel in: „Ein Pferd mit Satteldruck leidet unter Schmerzen.“

Satteldruck im ersten Sinne ist eine ganz neutrale Größe und natürlich unvermeidlich: Er entsteht, sobald Sie auf dem Pferd sitzen. Satteldruck im zweiten Sinne ist schlecht und lässt sich vermeiden – nämlich durch einen Westernsattel mit möglichst guter Druckverteilung.

Druckverteilung beim Westernsattel: Wichtig ist, dass der Sattel gut passt

Ein Sattel mit großer Auflagefläche verringert den Satteldruck nicht automatisch: Wenn Sie – ganz hypothetisch! – ein langes, breites Brett auf den Pferderücken legen, sitzen Sie zwar auf einer großen Fläche, das Brett liegt aber wahrscheinlich nur an zwei Punkten überhaupt auf dem Rücken auf. Das bedeutet, Ihr gesamtes Gewicht lastet auf diesen beiden Punkten. Ihr großer „Sattel“ erzeugt also zwei extrem schmerzhafte Druckspitzen und hängt ansonsten in der Luft.

Damit die große Auflagefläche eines Westernsattels auch wirksam wird und das Reitergewicht schön gleichmäßig auf den Pferderücken verteilt, muss die Sattelunterseite möglichst im gesamten Bereich mit dem Pferderücken Kontakt haben. Dafür muss die innere Form des Sattels der dreidimensionalen Kontur des Pferderückens möglichst genau entsprechen.

Wenn Sie einen Sattel auf Ihr Pferd legen, können Sie allerdings – Sie haben ja keine Röntgenaugen – kaum abschätzen, ob er passt. Gerade Westernsättel können eine Reihe von gravierenden versteckten Passformmängeln haben, die dazu führen, dass ihre im Prinzip große Auflagefläche nicht wirksam wird und Druckspitzen entstehen.

  • Der Sattel hat zu wenig Schwung, liegt nur vorn und hinten auf und hängt im gesamten mittleren Bereich in der Luft (er schlägt eine Brücke).
  • Der Sattel hat zu viel Schwung, liegt deshalb nur mittig auf und hängt vorn und hinten in der Luft. Dieser Mangel fällt allerdings in der Regel auf, weil der Sattel kippelt.
  • Der Öffnungswinkel des Sattels ist zu schmal. Dann keilen sich nur die unteren seitlichen Ränder in den Pferderücken, im gesamten oberen Bereich wird Auflagefläche verschenkt.
  • Der Öffnungswinkel des Sattels ist zu groß. Dann liegt der Sattel nur innen auf, die Ränder hängen beidseits in der Luft.
  • Die Wirbelkanalöffnung des Sattels ist zu schmal, die notwendige Wirbelsäulenfreiheit ist nicht gewährleistet.

Versteckte Passformmängel lassen sich mit einer Satteldruckmessung nachweisen: Ein unter den Sattel gelegtes Druckmess-Pad zeigt dann Unregelmäßigkeiten in der Druckverteilung auf: deutliche Druckspitzen an bestimmen Stellen, Druckminima an anderen. Bei den meisten betroffenen Pferden werden Passformmängel des Sattels allerdings deutlich leidvoller offenbar: Nämlich als schmerzhafte Druckstellen, Blasen, offene Wunden oder Muskelatrophien.

Gleichmäßige Druckverteilung ohne Druckspitzen: Glückssache bei einem Sattel von der Stange

Länge, Schwung, Winkelung, Twist, Breite des Wirbelkanals: Diese Eigenschaften eines Westernsattels bestimmen, ob der Sattel Ihrem Pferd passt. Nur: Kein Westernsattel von der Stange kommt mit diesen Angaben. Die Standard-Größenbezeichnungen für Westernsättel sind SQ, Q, FQ und XFQ. Das steht für Semi Quarter, Quarter, Full Quarter und Extra Full Quarter und hat etwas mit Weite und Winkelung des Sattels zu tun. Verschiedene Hersteller können diese Größen allerdings ganz unterschiedlich interpretieren (etwa vergleichbar mit den rätselvollen Unterschieden zwischen einer italienischen und einer deutschen Konfektionsgröße 38). Und über Schwung, Twist und Wirbelkanalbreite ist damit schon gar nichts ausgesagt. 

Das macht es so schwierig, einen wirklich passenden Westernsattel von der Stange zu finden. Hier kommt die individuelle Sattelanpassung ins Spiel: Nur so lassen sich versteckte Passformmängel wirklich zuverlässig vermeiden.

Individuelle Sattelanpassung macht es möglich

Die beste Herangehensweise an den Sattelkauf ist eine Vermessung des Pferderückens. Dafür gibt es spezielle Messgitter, die auf den Pferderücken gelegt und durch Verstellen zahlreicher kleiner Stellschrauben genau an die Rückenkontur angeformt werden. Ein solches Messsystem ist zum Beispiel das von uns verwendete EQUIScan. Diesen „Abdruck“ des Pferderückens können Sie nun in einen Sattel von der Stange legen, um dessen Passform zu beurteilen. Oder Ihr Sattler kann ihn verwenden, um einen Sattelbaum eigens für Ihr Pferd zu fertigen ... oder einen vorhandenen, verstellbaren Sattelbaum individuell an Ihr Pferd anzupassen.

J.v.G. Saddle Innovations: Individuelle Sattelanpassung ohne Kompromisse

Bei J.v.G. Saddle Innovations machen wir es so: Unser modular aufgebauter Sattelbaum lässt sich in Länge, Schwung, Winkelung, Twist und Breite des Wirbelkanals verstellen bzw. anpassen. Ausgehend vom EQUIScan-Modell des Pferderückens können wir den Baum also für jedes Pferd ganz genau passend machen. So bekommen Sie einen Sattel, der

  • Schulter und Lendenbereich komplett frei hält
  • Mit seinem Schwung genau dem Schwung des Pferderückens folgt
  • Die Winkelung des Pferderückens von der Schulter bis zur letzten Rippe präzise abbildet
  • Ausreichend Wirbelsäulenfreiheit bietet

– kurz: Sie bekommen einen Westernsattel, der rundherum passt und so für eine optimale Druckverteilung sorgt.

Außerdem sind unsere Westernsättel im Nachhinein immer wieder verstellbar. Wenn sich Ihr Pferd verändert, weil es zum Beispiel Muskeln aufgebaut hat, können wir den Rücken neu vermessen und den Sattelbaum entsprechend anpassen. Ein J.v.G. passt also ein ganzes Pferdeleben lang!

Sie wollen erst noch weitere Informationen? Dann können Sie folgendes machen: