Westernsattel für Kaltblut: Die vier häufigsten Probleme mit Westernsätteln für Kaltblutpferde
Kaltblüter haben eine Reihe von (ziemlich offensichtlichen) Besonderheiten im Körperbau – und stellen dadurch auch besondere Ansprüche an einen Westernsattel. Welche Ansprüche das sind und wie wir sie mit unseren Westernsätteln erfüllen können, erklären wir in diesem Artikel.
1. Passende Reitausrüstung für Kaltblüter – warum ist die eigentlich so schwer zu bekommen?
Kaltblüter sind die Schwerarbeiter unter den Pferden: Bis zum Aufkommen motorisierter Lösungen für diese Aufgaben wurden die muskulösen Schwergewichte als Zug- und Arbeitspferde eingesetzt: vor dem Pflug, vor dem Lieferwagen der Brauerei, dem Pferdeomnibus oder dem fahrbaren Schwergeschütz beim Militär, als „Motor“ für Wasserpumpen, Fördermaschinen, Mahlwerke oder Dreschmaschinen. Nur die wenigsten Kaltblüter wurden auch geritten.
Deshalb gibt es in Sachen Reitausrüstung für Kaltblüter keine gefestigte Tradition, auf die wir heute bauen können. Kein großer Sattelhersteller hat sich in der Vergangenheit mit den speziellen Anforderungen von Kaltblutpferden beschäftigt – und auch heute tun es immer noch nur sehr wenige.
Dabei lassen sich Kaltblüter hervorragend reiten. Ihre Ausgeglichenheit und Ausdauer machen sie gerade auch für lange Ritte sehr interessant – und sie sind, entgegen dem verbreiteten Vorurteil, clever, sensibel und damit äußerst fein zu reiten. Trotzdem haben Kaltblutbesitzer nach wie vor oft große Probleme damit, einen passenden Sattel für ihr Pferd zu finden.
1.1. Westernsättel für Kaltblüter
Viele Kaltblüter werden western geritten – das hat mehrere Gründe, und kein ganz unwichtiger ist sicher der, dass man in der Westernszene ein ganzes Stück offener für „andere“ Pferde ist als im konservativen Dressurviererck. Auch wirken die im Vergleich mit Dressursätteln oft deutlich größeren Westernsättel schon auf den ersten Blick wie eine mögliche Lösung des Kaltblüter-Sattelproblems. Der Eindruck täuscht tatsächlich nicht: Westernsättel lassen sich wirklich gut auf Kaltblüter anpassen. Aber trotzdem sollten Sie auf keinen Fall einfach irgendeinen Standard-Westernsattel auf ein Kaltblut legen – diese Rassen weisen Besonderheiten auf, die auch Westernsättel in Standardausführungen nicht adressieren.
2. Besonderheiten im Körperbau von Kaltblutpferden
Kaltblutpferde haben sehr breite Schultern, kaum Widerrist, einen flachen, runden und tendenziell kurzen Rücken, ausladende Hüften und eine mächtige Kruppe. Und nicht nur von außen ist so ein Kaltblut „XXL“. Den Körpermaßen entspricht natürlich auch ein entsprechend eindrucksvoll dimensioniertes Skelett: Wirbelsäule, Brustkorb, Schulterblätter – alles ist hier (mindestens) eine Nummer größer als bei einem Warmblut.
Mit diesen Besonderheiten im Körperbau haben auch die Probleme zu tun, die auftreten können, wenn Kaltblüter mit einem nicht Standard-Westernsattel geritten werden.
3. Drücken, kippen, rutschen: Die häufigsten Probleme mit Westernsätteln bei Kaltblutpferden
3.1. Der Sattel drückt auf die Wirbelsäule.
3.2. Der Sattel kippt nach hinten.
3.3. Der Sattel rutscht.
3.4. Der Sattel verursacht Druckstellen am Rücken.
3.1. Der Westernsattel drückt auf die Wirbelsäule
Der Grund dafür ist ein viel zu enger Wirbelkanal. Auch die Wirbelsäule ist beim Kaltblut deutlich breiter als bei normalen Reitpferden. Viele herkömmliche Westernsättel haben einen relativ schmalen Wirbelkanal, der bereits für "normale" Pferde grenzwertig bemessen sein kann – und für Kaltblüter ein echtes Problem darstellt.
Ein optimal passender Sattel sollte mit den Auflagepanels auf den Muskelsträngen längs der Wirbelsäule aufliegen und den Platz dazwischen frei lassen. Die Wirbel müssen immer ausreichend Freiraum für eine uneingeschränkte Bewegung haben.
Die Lösung: Individuelle Wirbelkanalbreite bei J. v. G. Saddle Innovations
Der Wirbelkanal wird bei unseren Westernsätteln individuell an jedes Pferd angepasst. Neben vielen weiteren Daten messen wir auch die Wirbelbreite eines jeden Pferdes und lassen diese beim Bau des Westernsattels entsprechend mit einfließen. So stellen wir sicher, dass unsere Sättel sowohl bei schmalen als auch bei breiten Pferden die Wirbelsäule frei lassen und korrekt auf dem Pferderücken aufliegen.
3.2. Der Westernsattel kippt nach hinten
Ein anderes Problem ist die Weite vieler Westernsättel: Es gibt sie zwar in unterschiedlichen Standardweiten für verschiedene Pferdetypen. Kaltblutpferde fallen aber häufig aus dieser Norm heraus.
Infolgedessen sind Standard-Westernsättel insbesondere im Schulterbereich für Kaltblüter oft zu eng, heben dadurch vorne ab und kippen nach hinten. Das bringt mehrere Probleme mit sich:
- Der Schwerpunkt verlagert sich nach hinten; dort drückt dann der Sattel.
- Der Sattel liegt nur vorn und hinten auf und bildet in der Mitte eine Brücke; auch so können Druckstellen entstehen.
- Der Sattel kommt leichter ins Rutschen
Die Lösung: Individuelle Weite bei unseren Westernsätteln
Alle unsere Westernsättel lassen sich individuell verstellen. Die Weite kann hierbei in mehreren Punkten reguliert werden:
- Die Gulletweite im Schulterbereich
- Die Winkelung der Bars
Das ist für Kaltblüter besonders wichtig – eine reine Anpassung der Schulterweite ist in der Regel nicht genug; der Sattel muss auch weiter hinten weit genug sein.
Das Beste: Theoretisch gibt es für die Weite unserer Sättel kein Maximum! Sowohl während der Fertigung als auch im Nachhinein können wir die Weite jedes Westernsattels aus unserer Produktlinie stufenlos einstellen.
3.3. Der Westernsattel rutscht
... weil er zwar weit genug ist, aber dennoch nicht dem Körperbau des Pferdes folgt.
Auch wenn ein Westernsattel die richtige Weite hat, kommt es häufig vor, dass er einfach keinen Halt auf dem Pferd findet. Kaltblutrassen haben typischerweise kaum Widerrist und einen runden Rücken. Das sind von Hause aus ziemlich schlechte Voraussetzungen für problemlosen Sattelhalt – ein Rutschen zur Seite, nach vorne oder nach hinten kommt deshalb bei Kaltblütern viel öfter vor als bei anderen Rassen. Ein zu schmaler Sattel keilt sich eventuell sogar noch irgendwie auf dem Rücken fest, während ein in der Weite passender Sattel fast immer ein mehr oder weniger ausgeprägtes Rutschproblem hat.
Da der Sattel bei Kaltblütern kaum durch die Anatomie des Rückens gehalten wird, ist der wichtigste Aspekt für den Sattelhalt die Haftreibung – und die steht und fällt mit einer möglichst großen Auflagefläche.
In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, in Sachen Sattelschwung alles richtig zu machen. Die Standardschwünge, die es bei Standardsätteln gibt, passen meist nicht zur Oberlinie eines Kaltblüters – und das führt dazu, dass der Sattel nicht gleichmäßig aufliegt. Sättel, die eine Brücke oder Wippe bilden, haben weniger Halt und kommen leichter ins Rutschen.
Die Lösung: Individueller Baum für individuellen Schwung
Abhilfe kann ein Westernsattel schaffen, dessen Baum individuell für das Pferd erstellt wurde. Hierbei werden sowohl die Breite als auch der Schwung exakt auf das Pferd angepasst.
Unser Rat: Erwarten Sie trotzdem nicht, dass der Sattel bombenfest an Ihrem Dicken „kleben“ bleibt. Auch ein perfekt angepasster Sattel wird auf einem Kaltblut kaum so guten Halt finden wie ein entsprechender Sattel auf einem schmalen Pferd mit hohem Widerrist. Aber Sie haben dann immerhin einen Sattelhalt, mit dem Sie arbeiten können (und der sich mit der geeigneten Gurtung letztlich sehr zuverlässig gestalten lässt). Und – auch nicht ganz unwichtig – Ihr Pferd hat einen rundherum perfekt passenden Sattel!
3.4. Der Westernsattel verursacht Druckstellen
Auch Kaltblutpferde, so massig und genügsam sie sein mögen, haben keinen Rücken aus Stahl – unter einem drückenden Sattel leiden sie ganz genauso wie ihre zierlicher gebauten warmblütigen Verwandten.
Ein Kaltblut bietet grundsätzlich viel Auflagefläche für den Sattel – das heißt, anders als bei manchem Warmblut ist es prinzipiell nicht schwer, für Kaltblüter einen Sattel zu konstruieren, der das Reitergewicht auf eine große Rückenfläche verteilt, so den Satteldruck verringert und Druckstellen vorbeugt.
Aber gehen Sie nicht unbedingt davon aus, dass ein Westernsattel von der Stange das leistet! Bei der Auflagefläche kommen quasi alle Aspekte der Passform zusammen: Nur ein passend gewinkelter Sattel mit ausreichend breiter Schulter und dem korrekten Schwung liegt so vollflächig auf dem Pferderücken auf, wie er soll. Und die intelligente Ausnutzung der vorhandenen Fläche hört damit nicht auf.
Die für den Sattel zur Verfügung stehende Rückenfläche erstreckt sich bei manchem Kaltblüter tatsächlich fast mehr in die Breite als in die Länge. Standard-Westernbäume sind für schmalere Pferde konzipiert. Im Einsatz auf einem Kaltblüter verschenken sie – neben allen anderen Problemen – auch „Terrain“ in der Breite. Sitzt dann nicht gerade ein Fliegengewicht auf dem Pferd, entstehen auf längeren Ausritten bald Druckstellen.
Die Lösung: Ein individuell angepasster Sattel mit besonders breiter Auflagefläche
Unsere Westernsättel werden nach den Maßen Ihres Pferdes individuell gefertigt. So können wir die Bars des Sattelbaums zum Rücken passend nicht nur flach gewinkelt, sondern auch besonders breit gestalten. Das Ergebnis ist ein rückengesunder Sattel. Und nicht nur das: auch ein Sattel mit besserem Halt. Wie beim vorigen Punkt erläutert, haftet der Sattel umso besser am Pferd, je größerer die effektive Auflagefläche ist.
Möchten Sie mehr über unsere individuelle Sattelanpassung erfahren? Nehmen Sie jetzt mit uns Kontakt auf: