D-Ring, Off Billet, Tie Strap und Cinch – so wird der Westernsattel gegurtet

Die Gurtung von Westernsätteln unterscheidet sich nicht unwesentlich von englischen Sätteln – auf den ersten Blick erscheint sie recht kompliziert, erweist sich aber schon bei kurzer Nutzung als unproblematisch und ausgesprochen funktional. Hier erfahren Sie, wie Sie einen Westernsattel gurten – und wie das mit der Gurtung zusammenhängende Sattelzubehör auf „Western“ heißt.

Westernsattel gurten / gegurtet

Auf den ersten Blick ziemlich verschieden: Fest integrierte Gurtstrupfen beim englischen Sattel

Englische Sättel haben zwei, nicht selten sogar drei Gurtstrupfen (auch Gurtstrippen genannt) zum Verschnallen des Sattelgurts; von den drei Stupfen werden dann in der Regel die beiden verwendet, die den Sattelgurt am besten in der Gurtlage des Pferdes positionieren. Die Gurtstrupfen sind fest mit dem Sattel verbunden, den Austausch abgenutzter Strippen kann daher nur der Sattler vornehmen.

... D-Rings für Off Billet und Tie Strap beim Westernsattel

Beim Westernsattel sieht das Ganze etwas anders aus: Westernsättel haben keine integrierten Gurtstrupfen. Stattdessen finden sich am Westernsattel ein oder mehrere sogenannte D-Ringe, die entweder direkt am Sattelbaum oder aber an den Skirts befestigt sind. Im zweiten Fall spricht man von In-Skirt-Rigging. Es gibt alternative Rigging-Typen, zum Beispiel mit O-Ringen, mit in die Skirts eingelassenen Platten oder einfachen Schlitzen. Hier fokussieren wir auf die D-Ringe – das Geschilderte funktioniert mit O-Ringen und anderen Lösungen aber ganz ähnlich.

An den D-Ringen werden spezialisierte Riemen befestigt, die beim Westernsattel die Funktion der Gurtstrupfen übernehmen. Einmal befestigt, verbleiben die Riemen im Reitalltag am Sattel. Der Unterschied – und Vorteil – gegenüber Gurtstrupfen ist jedoch, dass sie nicht fest integriert sind und daher ganz einfach ausgetauscht werden können, wenn sie abgenutzt sind.

Die beiden Riemen heißen im Fall der einfachsten Gurtung Off Billet und Tie Strap (letzterer wird manchmal auch Girth Tie oder Latigo genannt), der Sattelgurt selbst heißt Girth oder Cinch. Die beiden Seiten des Sattels werden als Off Side – das ist die aus der Perspektive von Reiter und Pferd rechte Seite – und Near Side bezeichnet. Wie der Name schon sagt, gehört der Off Billet an die Off Side, also nach rechts. Der Tie Strap kommt entsprechend nach links.

Näheres zu Off Billet und Tie Strap

Das Off Billet ist ein um die 50 Zentimeter langer Riemen, der an beiden Enden eine Reihe vorgestanzter Löcher hat. Der Tie Strap ist anderthalb bis zwei Meter lang, hat meist eine Reihe vorgestanzter Löcher an einem Ende (dann kann man ihn auch mit dem Sattelgurt verschnallen, anderenfalls muss der Krawattenknoten ran) und am anderen Ende zweimal drei Löcher, die jeweils in Form eines Dreiecks angeordnet sind. Off Billets haben diese zweimal drei Löcher oft ebenfalls – dann sitzen sie in der Mitte des Riemens. Anders als beim Tie Strap sind sie für die Funktion des Off Billet aber nicht essenziell.

Rigging an der Off Side – diese Verbindung wird beim Absatteln nicht gelöst

So wird das Off Billet am D-Ring befestigt:

  • Das Off Billet wird durch den D-Ring auf der rechten Seite des Sattels gezogen (ein oder zwei Ringe für diesen Zweck befinden sich vor oder unter dem Fender), so dass die Enden gleich lang sind.
  • Beide Enden werden so zusammengedrückt, dass die vorgestanzten Löcher übereinander zu liegen kommen, und zusammen mit dem Sattelgurt verschnallt.
  • Die meisten Western-Sattelgurte haben an einem Ende eine breite Lasche, durch die das überstehende Ende des Off Billet gesteckt wird, damit es nicht lose herumbaumelt – achten Sie darauf, dass Sie auch wirklich das Gurtende mit der Lasche mit dem Off Billet verschnallen.

Eine Alternative zum normalen Off Billet ist das sogenannte Halfbreed, eine längere Variante des Off Billet. Neben der einfachen Gurtung lässt sich mit dem Halfbreed auch das sogenannte Three Way Rigging, eine Art V-Gurtung für den Westernsattel, realisieren. Dafür muss der Westernsattel zwei nebeneinanderliegende D-Ringe haben. Beim Rigging mit Half Breed wird der Riemen zuerst durch die Schnalle des Sattelgurts geschlungen, und die beiden Enden werden dann entweder gemeinsam durch einen D-Ring oder getrennt durch zwei D-Ringe geführt, mit übereinander liegenden Löchern wieder vereint, gemeinsam mit dem Sattelgurt verschnallt und durch die Gurtlasche gesichert.

Mit Off Billet oder Halfbreed wäre der Sattelgurt nun an der rechten Seite des Sattels fixiert. Diese Verbindung wird beim Absatteln normalerweise nicht gelöst.

Rigging an der Near Side – das ist die Seite mit dem „Schlipsknoten“

An der linken Seite des Sattels kommt immer ein Tie Strap – manchmal auch Latigo genannt – zum Einsatz. (Latigo ist eigentlich ein besonders biegsames und etwas elastisches Rindsleder, das typischerweise für lederne Tie Straps verwendet wird.)

So wird der Tie Strap am D-Ring befestigt:

  • Das Ende des Tie Straps mit den zwei dreieckig angeordneten Löchergruppen wird von hinten durch D-Ring oder Öse gezogen, bis die Löcher übereinander zu liegen kommen.
  • Ein dünnes Lederbändchen, das unbedingt zum Tie Strap gehört, dient nun zum Fixieren des Riemens.
  • Der einfache Latigo-Knoten funktioniert so: Die beiden Enden des Bändchens werden von der Unterseite einzeln durch die beiden nebeneinander liegenden Löcher nach außen geführt, dann beide durch das einzelne Loch an der Spitze des Dreiecks wieder nach innen gefädelt und durch die zwischen den beiden anderen Löchern entstandene Schlaufe gesteckt. Durch Ziehen entsteht eine feste Verbindung.
  • Deutlich fester ist allerdings der doppelte Latigoknoten: Hier werden die beiden Enden des Bändchens noch ein weiteres Mal einzeln durch die nebeneinander liegenden Löcher nach außen gezogen und dann unter der jeweils gegenüberliegenden Schlaufe durchgesteckt
  • Am besten, Sie schauen sich das einmal in einem Video an, zum Beispiel hier

Und nun endlich zum alltägliche Gurten!

Auch die Verbindung zwischen Tie Strap und D-Ring wird im Reitalltag nicht gelöst. Der Tie Strap ist es schließlich, der den Sattel vor und nach jedem Ausritt fest- und losgurtet. Das kann durch einen Krawattenknoten geschehen oder durch Verschnallen (dafür braucht der Tie Strap gestanzte Löcher am freien Ende).

So verschnallen Sie Tie Strap und Gurt:

  • Zum Verschnallen wird der Tie Strap von hinten durch die Sattelgurtschnalle geführt, dann von vorn durch den D-Ring und noch einmal von hinten durch die Gurtschnalle und von vorn durch den D-Ring.
  • Ziehen nach unten spannt nun den Sattelgurt.
  • Ist die gewünschte Straffheit erreicht, wird das Tie-Strap-Ende ein letztes Mal durch die Gurtschnalle geführt und mit dem Dorn der Schnalle fixiert.
  • Das überhängende Ende wird locker durch den Tie Strap Holder – eine Lederöse vorn am Sattel – gezogen. Fertig.

Und so verknoten Sie Tie Strap und Gurt:

  • Auch hier wird der Tie Strap von hinten durch die Sattelgurtschnalle geführt, dann von vorn durch den D-Ring und noch einmal von hinten durch die Gurtschnalle.
  • Jetzt wird der Tie Strap bis zur gewünschten Straffheit angezogen – und nun kommt der Knoten.
  • Führen Sie das Tie-Strap-Ende von vorn nach hinten durch den D-Ring und ziehen Sie es dabei nach links. Dann vorn quer über den Tie Strap, wieder von hinten durch den D-Ring und schließlich durch die gerade entstandene Schlaufe nach unten durch.
  • In der Regel wird der Tie Strap jetzt noch ein bisschen nachgespannt und der Knoten dann richtig festgezogen. Fertig.
  • Eine gute Videoanleitung für das Gurten mit Krawattenknoten finden Sie zum Beispiel hier

Der Vorteil am Knoten des Tie Straps besteht darin, dass Sie hier unabhängig von den vorgestanzten Löchern sind und die Gurtung wirklich millimetergenau vornehmen können.

Doppelte Gurtung beim Westernsattel

Westernsättel bieten mit zusätzlichen D-Rings im hinteren Bereich des Sattels manchmal die Option, einen Brustgurt und einen Flankengurt (Front Cinch und Rear Cinch, auch Flank Cinch genannt) zu nutzen. Die doppelte Gurtung empfiehlt sich auf jeden Fall beim Roping oder bei Ritten im Gebirge, wo große einwirkende Zugkräfte bzw. steile An- und Abstiege den Sattel kippen lassen können – und manche Reiter schwören auch im Gelände auf die zusätzliche Stabilität (und den verteilten Gurt-Druck) eines zweifach gegurteten Sattels. Anstelle des Off Billets gibt es für den Rear Cinch den Flank Billet – ansonsten werden Front und Rear Cinch ganz ähnlich gegurtet. Sie haben Fragen zur doppelten Gurtung bei JvG Sätteln? Wenden Sie sich einfach an uns!

Noch ein paar Worte zum Western-Sattelgurt

Im Gegensatz zum englischen Sattelgurt mit seinen zwei Schnallen an jedem Ende hat ein Westerngurt nur eine. Aber keine Sorge – Sie können auch Ihren erprobten und für gut befundenen englischen Sattelgurt mit Westernsattel nutzen. Dafür brauchen Sie anstelle von Off Billet und Tie Strap ein Paar sogenannte Gurt Converter, die auf beiden Seiten durch den D-Ring geschlungen werden und jeweils in zwei ganz normalen Gurtstrupfen enden.

Westerngurte selbst gibt es in Leder, in Nylon, Neopren oder mit Lammfell gepolstert – genau wie englische Gurte. Ein richtiger Western-Klassiker ist außerdem der Schnurengurt aus Mohairwolle. Ein solcher Schnurengurt ist sehr hautfreundlich, verteilt den Gurtdruck gleichmäßiger als jede andere Gurtvariante und ist etwas elastisch – sehr komfortabel auch für empfindliche Pferde.

Auch hinsichtlich der Form finden sich beim Westerngurt die bereits vom englischen Gurt bekannten Typen wieder: Zu haben sind Westerngurte in gerader Form, in anatomischer Form (in der Mitte symmetrisch verbreitert) und in asymmetrischer Mondform mit extra Ellenbogenfreiheit.

Die beiden Ringe in der Mitte des Westerngurts brauchen Sie normalerweise nicht. Der hintere wird bei doppelter Gurtung mit dem sogenannten Center Strap verschnallt, der Front und Rear Cinch verbindet. Der vordere wird bei Verwendung eines Brustgeschirrs (Vorderzeug) über einen Karabinerhaken mit diesem verbunden.

Wissensdurst noch nicht gestillt?

Sie möchten mehr über den Aufbau eines Westernsattels wissen? Hier finden Sie eine informative Zusammenfassung in Sachen Fork, Cantle, Fender & Co.

Gurtung bei JvG Sätteln

Für das Wohlbefinden des Pferdes ist eine gut funktionierende Gurtung des Sattels ähnlich wichtig wie die Passform des Sattels selbst. Ein zu enger Sattelgurt, ein Gurt, der scheuert oder die Bewegungsfreiheit einschränkt – solche Gurtprobleme können Pferden den Sattel und das Reiten vollkommen verleiden. Auf einen korrekt angepassten Sattel legen viele Reiter – zum Glück! – mittlerweile sehr großen Wert. Über die Gurtung wird dagegen leider oft zu wenig nachgedacht.

JvG Saddle Innovations baut leichte, verstellbare Westernsättel, die in allen wichtigen Passformaspekten individuell an den Pferderücken und an die Bedürfnisse des Reiters angepasst werden. Auch das Rigging des Sattels stimmen wir mit unseren Kunden ab.

Dadurch, dass wir unsere Westernsättel auf Maß fertigen, können wir Sie und Ihr Pferd auch bei der Gestaltung der Gurtung optimal unterstützen. Je nach Modell und Kundenwunsch fertigen wir unsere Sättel mit Single oder Double Rigging, In-Skirt-Rigging oder On-Tree-Rigging, V-Gurtung (Three Way Rigging) oder einfacher Gurtung. Standardpositionen für die vordere Bauchgurtung sind beim Westernsattel Full, Sieben Achtel, Drei Viertel, Fünf Achtel und Center – Full befindet sich auf Höhe der Fork, Center in der Mitte zwischen Fork und Cantle, die anderen Positionen entsprechend dazwischen. Bei Pferden mit schwieriger Gurtlage passen wir die Rigging-Position auch individuell an die Pferdeanatomie an.

Sie möchten mehr über JvG wissen? 

JvG Saddle Innovations ist eine Sattelmanufaktur mit Sitz im bayrischen Freystadt. Wir sind lokal verwurzelt, aber in einem weiten Umkreis aktiv. Unsere leichten, verstellbaren Westernsättel fertigen wir individuell nach einer gründlichen Vermessung Ihres Pferdes mit dem EQUIScan Topographen. Bei einem Satteltermin bei Ihnen vor Ort haben Sie Gelegenheit, unsere Sättel probezureiten und sich umfassend beraten zu lassen. Haben Sie sich für ein Modell entschieden, nehmen wir die Vermessung vor und ermitteln Ihre weiteren Präferenzen für Optik und Funktionalität des Sattels. So entstehen echte Traumsättel!

Hier erfahren Sie mehr über die Besonderheiten von JvG Westernsätteln. Unsere Preisliste und weitere aktuelle Informationen können Sie hier herunterladen. Wenn Sie weitere Fragen haben oder einen Satteltermin vereinbaren möchten, nutzen Sie gern das Kontaktformular – wir freuen uns auf Sie!

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